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Retro- oder Vintagefliesen, Bodenfliesen in Holz- oder Wandfliesen in Marmoroptik sehen wunderschön aus – doch das Arbeiten mit Steingut oder Feinsteinzeug ist nicht immer einfach und hat die ein oder andere Tücke. Boden- und Wandfliesen sind sehr hart und können besonders beim Bohren leicht springen. Viele Heimwerker haben deswegen großen Respekt vor der Aufgabe, Bodenfliesen zurechtzuschneiden oder eine Bohrung an einer gefliesten Wand vorzunehmen. Doch beachtet man einige Tipps und verwendet das richtige Werkzeug, gelingen das Bohren und das Schneiden garantiert. Wir verraten Ihnen, welches Werkzeug ideal geeignet ist, welches Fliesenzubehör Sie benötigen und erklären, wie Sie den Fliesenverschnitt clever verwenden können.
Fliesen schneiden: Aber wie?
Eine geflieste Wand- oder Bodenfläche schließt leider nur selten bündig ab, ohne die Fliesen schneiden zu müssen. Selbst bei relativ einfachen Verlegemustern wie dem Kreuzverband entstehen am Rand der zu fliesenden Fläche in der Regel Freiflächen, deren Maße geringer sind als die Fliesenlänge oder -breite. Dann heißt es, die Wand- oder Bodenfliesen auf das rechte Maß zu stutzen. Nicht immer ganz einfach, denn schließlich lassen sich Boden- und Wandfliesen nicht so einfach zurechtschneiden wie Holz und andere Werkstoffe. Hier ist etwas Fingerspitzengefühl und das richtige Werkzeug gefragt.
Für das Schneiden kann man verschiedene Werkzeuge einsetzen. Im einfachsten Fall reicht ein Fliesenschneider, der einem Glasschneider sehr ähnlich sieht. Man setzt ein Lineal ein, zieht den Schneider entlang des Lineals auf der glasierten Seite und ritzt die Boden- oder Wandfliese an. Es entsteht eine Sollbruchstelle. Mit etwas Druck lässt sich die Fliesenplatte im Anschluss an der gewünschten Stelle brechen. Allerdings ist diese Methode nicht bei dickeren oder sehr harten Fliesenmaterialien geeignet. Man hat dann einerseits den für die Fliesenarbeiten nötigen Fliesenteil. Doch es entsteht auch der sogenannte Verschnitt. Bei Verlegemustern wie dem sogenannten wilden Verband kann man diesen oft ins Muster integrieren. In anderen Fällen bleibt er aber als Fliesenrest übrig.
Das optimale Werkzeug zum Schneiden
Kleine, manuell oder elektrisch betriebene Fliesenschneider sind bewährte Schneidwerkzeuge. Mit der manuell betriebenen Variante ähnelt das Schneiden, wie bereits beschrieben, am ehesten dem Arbeiten mit einem Glasschneider. Allerdings sind manuelle Fliesenschneider speziell für Fliesenmaterial ausgelegt, weswegen sie einfacher zu bedienen sind und das exakte Schneiden erleichtern. Wer sich die Arbeiten erleichtern möchte, der setzt auf manuelle Fliesenschneider mit einstellbarem Anschlagwinkel und integrierter Brechvorrichtung. So gelingt das Zuschneiden im Vergleich zum einfachen Handgerät präziser und kraftsparender. Achten sollte man insbesondere bei sehr dicken Outdoorfliesen mit einer Stärke von 2 cm und bei großen XXL-Fliesen darauf, dass die maximale Schnittlänge und Schnittdicke des Fliesenschneiders ausreicht.
Elektrische Geräte sind vor allem dann ratsam, wenn der Fliesenhärtegrad relativ hoch ist. Der Härtegrad orientiert sich zumeist an der Skala des Mineralogen Friedrich Mohs. Er definierte für Materialien zehn Härtegrade von 1 (Talk: sehr weich) bis 10 (Diamant: sehr hart). Feinsteinzeugfliesen haben in der Regel einen Härtegrad von 8. Sie sind also relativ hart. Für das elektrische Schneiden gibt es neben dem elektrischen Fliesenschneider Alternativen. Bisweilen leistet ein Winkelschleifer mit Diamantschneideblatt oder eine mit einer Trennscheibe (Diamantblatt) ausgestattete Bohrmaschine ähnlich gute Dienste.
Wer regelmäßig Fliesen schneiden muss, sollte sich den Kauf einer Fliesenschneidemaschine überlegen. Sie funktioniert ein bisschen so wie eine Kreissäge, wobei das Sägeblatt gekühlt wird. Es würde sich ansonsten zu stark aufheizen. Wer sich nicht gleich eine so teure Maschine kaufen möchte, kann sich so eine Fliesenschneidemaschine auch oft im Fachhandel leihen. Im Vergleich zum Fliesenschneider erlaubt sie eine noch genauere und komfortablere Arbeit.
Verschnitt und Fliesenbruch clever verwenden
Was tut man mit dem anfallenden Verschnitt? Auf keinen Fall sollte man die Fliesenreste einfach wegwerfen. Der sogenannte Verschnitt oder Fliesenbruch wird im Handel auch gerne als Material zum Basteln angeboten. Darüber hinaus eignet sich der Verschnitt bisweilen auch dafür, Mosaike zu legen. Solch ein Mosaik setzt bisweilen einen sehr reizvollen Akzent in Wohnräumen, auf Balkonen oder Terrassen. Man kann Fliesenbruch auch selbst machen: aus dem Verschnitt, der während des Fliesenschneidens entsteht.
Dafür schneidet man den Verschnitt beispielsweise mit einem Glasschneider in kleine Mosaiksteine. Alternativ wickelt man ihn in ein Tuch ein und zerkleinert ihn dann vorsichtig mit einem Hammer. Allerdings sollte man auf scharfe Kanten oder Splitter achten, wenn man Fliesenbruch so selbst herstellt. Während der Arbeiten sollte man auf jeden Fall eine Schutzbrille tragen.
Fliesen bohren: Alles eine Frage des optimalen Werkzeugs!
Grundsätzlich gilt: Wer auf einer gefliesten Fläche bohren muss, bohrt am besten – wann immer das möglich ist – in die Fugen hinein und vermeidet es damit, direkt in die Fliesen zu bohren. Beim Bohren entstehen schnell Sprünge an der Fliesenoberfläche oder Splitter. Manchmal lassen sich Fliesenbohrungen allerdings nicht vermeiden. Wie beim Schneiden kommt es dann auch hier auf das passende Werkzeug an. Glas- und Fliesenbohrer eignen sich gut für relativ weiche Wand- oder Bodenfliesen (bis etwa Härtegrad 3). Bei einem härteren Material reichen solche Bohrer nicht aus. Ein Diamantbohrer mit Wasserkühlung leistet hier bessere Dienste. Gänzlich ungeeignet sind Glas- und Fliesenbohrer für Bohrungen in die Wand, die hinter der gefliesten Schicht liegt. Dafür kommen fast immer Steinbohrer zum Einsatz. Handelt es sich um einen Schlagbohrer, muss die Schlag- und oder Hammerfunktion während des Bohrens durch die Fliesenschicht ausgeschaltet bleiben.
Das Bohren sorgfältig vorbereiten
Wichtig ist neben dem optimalen Werkzeug auch eine gute Vorbereitung vor dem Bohren. Dabei sollte man unbedingt prüfen, ob sich an der Bohrstelle Strom- oder Wasserleitungen befinden. Mit passenden Messgeräten lässt sich das sehr einfach überprüfen. Anschließend sollte man die Stelle markieren, an der man in die Wandfliese bohren möchte. Mit einem Nagel kann man die betreffende Stelle leicht ankörnen. Danach klebt man etwas Klebeband auf die markierte Stelle. Ohne das Klebeband könnten durch das Bohren schnell Risse entstehen. Man sollte in der Regel vorsichtig, mit geringer Drehzahl und relativ wenig Druck in Fliesen bohren. Trotzdem kann der Bohrkopf beim Bohren sehr heiß werden. Bei Bohrern ohne Selbstkühlung ist deshalb ein Gefäß mit Wasser wichtig – so kann der Bohrer von Zeit zu Zeit manuell gekühlt werden.