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Das Bad ist heute nicht nur Zweckraum, sondern auch Rückzugsort, Wellnessoase und mitunter sogar Vorzeigeraum. Trotzdem muss es aus technischer Sicht funktionieren. Es ist daher unumgänglich, dass Sie Dusche und Bad abdichten vor dem Fliesen. Was dabei zu berücksichtigen ist und wie das konkrete Vorgehen aussieht, erfahren Sie hier.
Warum Bad und Dusche abdichten vor dem Fliesen?
Dass man das Bad abdichten sollte vor dem Fliesen, hat seinen Grund. Zwar sind Bodenfliesen aus Feinsteinzeug (die für das Badezimmer zu empfehlen sind) wasserdicht, die Fugen dazwischen sind es jedoch nicht. Durch thermische und mechanische Spannungen können Mikrorisse auftreten, durch die Wasser zwischen Fugenmaterial und Fliesenrand in den Bereich hinter der Fliese gelangen kann. Ohne Abdichten dringt das Wasser weiter in das dahinterliegende Bauteil vor und kann dort von Schimmel bis zu echten mechanischen Schäden verschiedenste Probleme hervorrufen. Die Abdichtung im Bad ist daher nicht nur sinnvoll, sondern sogar technisch vorgeschrieben.
Abdichtung im Bad mit DIN 18534 – technische Regeln für die praktische Anwendung
Wenn Sie Ihre Dusche und Ihr Bad abdichten vor dem Fliesen, definiert ein ausgeklügeltes und mittlerweile mehrfach überarbeitetes und angepasstes Werk aus technischen Vorgaben, wie genau Sie dabei vorgehen müssen: die DIN 18534. Sie können von den hier vorgegebenen Ausführungen zwar abweichen, allerdings stellen die Inhalte der Norm einen Standard dar, der beispielsweise im Schadensfall als Maßstab angesetzt wird. Sobald Sie die Abdichtungsmaßnamen abweichend ausführen, müssen Sie selbst Sorge tragen und gegebenenfalls auch belegen, dass Ihre Variante den Methoden der Norm entspricht.
Die DIN 18534: ein Regelwerk, viele Regelungen
Das maßgebliche Regelwerk beim Abdichten von Dusche und Badezimmer ist die DIN 18534 „Abdichten von Innenräumen“. Sie legt fest, welche Mindeststandards einzuhalten sind, um zuverlässig dichte Untergründe in einem Raum zu erzielen. Dabei werden sowohl allgemeine Anforderungen definiert, als auch bestimmte Ausführungsarten für die Abdichtung beschrieben.
Die Teile der DIN nach Baustoffen
Dafür ist die Norm in insgesamt 6 Teile untergliedert. Behandelt werden einleitend allgemeine Regeln für alle Abdichtungsstoffe. Die Teile zwei bis sechs gehen dann auf einzelne Ausführungsarten ein. Das sind bahnenförmige Abdichtungsstoffe, flüssige Abdichtungen als Verbundsystem, Abdichtungen mit Gussasphalt, Abdichtungen mit Bahnendichtstoffen als Verbund mit den Fliesen und plattenförmige Dichtstoffe im Verbund mit dem Fliesenbelag.
Die Wassereinwirkungsklassen – mehr Wasser, mehr Aufwand beim Abdichten der Dusche
Neben den Ausführungsarten spielen auch die sogenannten Wassereinwirkungsklassen W0-I (geringe Einwirkung) bis W3-I (sehr hohe Wassereinwirkung) eine Rolle. Im privaten Bereich kommen aber nur die Klassen 0 bis 2 zur Geltung. Im Badezimmer sind das die Klassen 2 am Boden der Dusche, die Klassen 1 an den Duschwänden und unter bzw. hinter der Badewanne und die Klasse 0 beispielsweise hinter dem WC oder um den Spiegel bzw. über den Waschbecken. Je höher die Einwirkungsklasse, umso höher die Anforderung an den Dichtanstrich für das Bad oder ein sonstiges gewähltes System zum Abdichten Ihres Untergrunds.
Das Bad abdichten vor dem Fliesen – die Produkte bestimmen die Regeln
Wie genau Sie nun Ihre Dusche oder Ihr Bad abdichten müssen vor dem Fliesen, ergibt sich demzufolge aus mehreren Faktoren: Zuerst bestimmen Sie die Wassereinwirkungsklasse. Dann prüfen Sie, welche technische Lösung Sie bevorzugen. Daraus ergibt sich, welche Vorgaben der Norm einzuhalten sind. Aber Achtung! Jeder Hersteller versieht seine Produkte mit einer eigenen Anleitung, da neben den technischen Regelwerken auch individuelle, materialspezifische Vorgaben zu erfüllen sind. Letztlich muss Ihre Arbeit daher sowohl der DIN als auch der Anleitung des Herstellers entsprechen. Nur so haben Sie die Sicherheit, eine zulässige und gleichzeitig funktionierende Lösung aufzubauen. Aber seien Sie beruhigt. Normalerweise werden von den Herstellern DIN-konforme Ausführungen geprüft und zugelassen, sodass ein Einbau nach Anleitung meist auch gleichzeitig die Einhaltung der technischen Regeln nach sich zieht.
Worauf kommt es an? Praktische Tipps für die Duschabdichtung
Eine Schritt-für-Schritt Anleitung für die Duschabdichtung lässt sich aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher Produkte kaum allgemein geben. Zu spezifisch sind die einzelnen Arbeitsschritte je Ausführungsart und Produkt. Es gibt allerdings einige Punkte, die bei allen Varianten gleichermaßen berücksichtigt werden sollten, um zuverlässig funktionierende Ergebnisse zu erzielen:
Ecken, Kanten und Kehlen – neuralgische Punkte beim Abdichten
Der Aufbau einer Duschabdichtung in der ebenen Fläche ist einfach. Schwierig wird es dagegen, wenn es an die Details geht. Neuralgische Punkte sind alle Bereiche, in denen das einfache Arbeiten in der Fläche nicht mehr funktioniert. Ecken, Kanten und Kehlen werden daher von der DIN und den Anleitungen der Hersteller gesondert gewürdigt. Meist existieren besondere Formteile oder Produkte, die die Arbeit auch an diesen Punkten mit optimalem Arbeitserfolg ermöglichen. Bekanntlich ist jede Kette nur so stark wie ihr schwächstes Glied. In diesem Fall ist jede Badabdichtung nur so zuverlässig, wie ihr herausforderndstes Detail.
Ablüfte- und Trocknungszeiten – essenziell beim Dichtanstrich für das Bad
In der Regel sind Dichtstoffe und Dichtsysteme für den privaten Einsatz auf Kunststoffbasis aufgebaut. Das heißt, die Verbindung untereinander oder mit dem Untergrund erfolgt durch Klebstoffe und Flüssigkunststoffe unterschiedlichster Art. Diese Bauchemie-Produkte brauchen Zeit, um durch das Ablüften der Weichmacher auszuhärten. Von den Herstellern angegebene Ablüfte- und Trocknungszeiten sind daher nicht nur für den nächsten Arbeitsschritt, sondern auch für die Zuverlässigkeit des gesamten Systems unerlässlich und unbedingt einzuhalten. Auch wenn Stoffe an der Oberfläche trocken erscheinen, können sie bei nicht ausreichender Durchhärtung in ihrer Leistung eingeschränkt sein.
Verbundabdichtung mit stimmigen Komponenten – im System zur funktionierenden Duschabdichtung
Der Heimwerker an sich neigt häufig dazu, möglichst günstige Produkte zu wählen und auch zu kombinieren. Bei der Duschabdichtung ist das allerdings nicht immer sinnvoll. Gerade bei der Verbundabdichtung kommt es nicht nur auf den Dichtstoff an, sondern auch auf die Vorarbeiten am Untergrund und die Nachbereitung für den Fliesenbelag. Harmoniert der Dichtanstrich für das Bad nicht mit dem Haftgrund, kann der Verbund gestört und der Abdichtungserfolg damit gefährdet sein. Nutzen Sie daher für Ihre Verbundabdichtung nur Produkte, die füreinander freigegeben sind. Andernfalls sinkt nicht nur die Leistungsfähigkeit. Es erlischt in vielen Fällen auch die Gewährleistung der Hersteller.
Fazit: Dusche und Bad abdichten vor dem Fliesen ganz regelkonform
Ohne Frage: Es ist wichtig, dass Sie das Bad abdichten vor dem Fliesen. Ob Verbundabdichtung, Abdichtungsbahnen oder andere Systeme, umfassende Regelungen enthält für die Abdichtung im Bad die DIN 18534. Eine gute Abdichtung ist essenziell für die Sicherheit des Bauwerks, da eindringende Feuchtigkeit nicht nur unschön ist, sondern schwerwiegende Folgen für die Bausubstanz haben kann.