Ein Fliesenspiegel ohne störende Fugen, das verspricht sagenhaft schöne Gestaltungsmöglichkeiten für Bäder sowie Wohnräume und eine grandiose Raumwirkung. Doch ist es überhaupt möglich, Fliesen fugenlos zu verlegen? Leider nicht! Die Fliesenfugen sind nicht nur vorgeschrieben, sie erfüllen auch wichtige Funktionen, indem sie Materialspannungen und Belastungen ausgleichen. Doch mit großformatigen Wand- und XXL-Bodenfliesen sowie farblich angepasstem Fugenmörtel lässt sich eine Fliesenoptik realisieren, die Fugen nahezu verschwinden lässt. Wir erklären Ihnen, wie sich die scheinbar fugenlose Fliesenoptik umsetzen lässt.
Wohntrend mit Wirkung
Größer, weiter, stylischer – optisch scheinbar fugenfreie Fliesen an Wand und Boden sind Eyecatcher, die Bäder, Spa-Bereiche und Gäste-WCs moderner und großzügiger wirken lassen. Wenn die Sonnenstrahlen sich auf dem Boden von Küchen und Wohnräumen spiegeln, ist die Optik besonders spektakulär! Edle Fliesenböden erscheinen oft moderner und exklusiver, wenn die Fliesenfugen kaum sichtbar sind. Sie erinnern an die Lounge im hippen Designer-Hotel oder an die mediterranen Fincas und Paläste im sonnigen Süden. Natürlich können Wand- und Bodenfliesen nicht völlig fugenlos verlegt werden. Aber mit großformatigen Fliesen und Fugenmörtel in der gleichen Fliesenfarbe lässt sich tatsächlich der Anschein einer fugenlosen Optik erwecken. Weil sichtbare Fugen in unserer Vorstellung zu gefliesten Böden und Wänden gehören, fällt ihr Fehlen erst einmal auf. So kommt es auch, dass die scheinbar fugenfreie Fliesenoptik für einen echten Wow-Effekt sorgt.
Warum können Fliesen eigentlich nicht fugenlos verlegen werden?
Fliesenfugen erfüllen eine wichtige Funktion. Beim Arbeiten mit Boden– oder Wandfliesen, ist es daher nicht möglich, vollständig auf Fugen zu verzichten. Die gefugten Zwischenräume sorgen dafür, dass Spannungen und kleinere Maßabweichungen der Fliesenbeläge ausgeglichen werden. Dehnt sich der Fliesenbelag bei Temperaturschwankungen aus oder zieht sich zusammen, dann funktioniert die Fliesenfuge wie eine Knautschzone. Bei älteren Fliesenspiegeln kann man gut beobachten, wie die verfugten Zwischenräume im Lauf der Jahre unter dieser permanenten Materialbeanspruchung nachgeben, Risse bilden und deswegen oft erneuert werden müssen.
Mit modernen, flexiblen Fliesenmörteln lässt sich der Fugenverschleiß mittlerweile zwar reduzieren, aber trotz moderner Bauchemie lassen sich Wand- und Bodenfliesen schon aus oben erwähnten Gründen nicht fugenlos verlegen. Hinzu kommt, dass Bodenfliesen auch in Räumen, die keinen oder nur geringen Temperaturschwankung ausgesetzt sind, Belastungen durch das Begehen aushalten müssen. Würde man die einzelnen Fliesen „auf Knirsch“ – also fugenlos – verlegen, würden sie beim Betreten in eine leichte Bewegung geraten und an den Rändern aneinander reiben. Dies würde mittelfristig ebenfalls zu Schäden wie Kantenabplatzungen, Feuchterändern oder Rissen im Fliesenspiegel führen.
Wie lässt sich die scheinbar fugenlose Optik realisieren?
Es geht also nicht gänzlich fugenlos, dennoch lässt sich eine scheinbar fugenlose Optik realisieren. Bei der Umsetzung kommt es nicht nur darauf an, die Fugenbreite zu minimieren und möglichst großformatige Wand- oder Bodenfliesen zu verwenden. Auch die räumliche Situation und der Schnitt des Raumes, in dem Sie die scheinbar fugenlose Optik realisieren wollen, spielt eine wichtige Rolle. Ideal sind für dieses Verlegeprojekt Räume, die gerade geschnitten sind, also über wenige Winkel verfügen.
Worauf ist bei Material und Verlegetechnik zu achten?
Um einen optischen Effekt zu erzielen, der wie eine fugenlose Oberfläche anmutet, ist es entscheidend, die Fugenbreite möglichst gering zu halten. Nach DIN EN 18157 liegt das Minimum für die zulässige Breite bei 3 mm für Wand- oder Bodenfliesen mit einer Kantenlänge von bis zu 60 cm. Allerdings ist einiges an Erfahrung erforderlich, um Fliesenoberflächen mit so schmalen Zwischenräumen zu realisieren. Hier sollte man im Zweifelsfall auf die Dienste eines professionellen und erfahrenen Fliesenlegers zurückgreifen. Neben der Fugenbreite kommt es natürlich auch die Farbe des Mörtels an. Damit die Fliesenfugen später kaum auffallen, sollte die Farbe des Fugenmörtels an die Fliesenfarbe angeglichen werden. Auch wenn Sie mit großformatigen Fliesen arbeiten, unterstützt dies den Anschein einer fugenlosen Optik. Zudem sollten Sie bevorzugt kalibrierte und rektifizierte Boden- und Wandfliesen verwenden.
Kalibrierte und rektifizierte Fliesen: Klare Kante zeigen!
Diese Begriffe möchten wir Ihnen kurz genauer erläutern. Wurden Fliesen kalibriert, dann haben Sie einheitliche Kanten; die Rektifizierung sorgt darüber hinaus für exakte 90°-Grad-Winkel dieser Kanten. Sie ermöglichen ein sehr schmales Fugenbild.
Obwohl Wand- und Bodenfliesen auf Maß gefertigt werden, ist immer eine kleine Toleranz im Spiel. Wenn die Kanten nicht zu 100 % rechtwinklig sind, kann ein Fugenabstand dies optisch ausgleichen. Für eine Verfliesung, die den Anschein einer fugenlosen Optik bieten soll, sollten Sie daher nur kalibrierte und rektifizierte Wand- und Bodenfliesen nutzen. Diese werden nach dem Brennen kalibriert, d.h. erneut auf ihr exaktes Maß geschnitten. Bei der anschließenden Rektifizierung werden die Fliesenkanten exakt auf den Winkel von 90° angepasst. Kalibrierte und rektifizierte Wand- und Bodenfliesen sind zwar etwas teurer, aber für die fugenfreie Verlegung und für besonders geringe Fugenbreiten unabdingbar, da ansonsten Probleme unterschiedlichster Art vorprogrammiert sind.
Schmale Fugen & großformatige Fliesen: ein echtes Dreamteam
Wer sich für das neue Bad einen besonders großzügigen Look und eine elegante Optik wünscht, für den ist die Raumgestaltung mit schmalen Fugenbreiten und großformatigen Wand- oder Bodenfliesen eine ideale Möglichkeit, um ein ganz besonderes Ambiente zu realisieren. Die einheitliche Oberfläche der homogenen Fliesenfläche lässt kleine Bäder, WCs und Wohnräume wesentlich weiter und großzügiger wirken.