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Verlegemuster wilder Verband

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Rechteckige Fliesen auf einer Bodenfläche bilden durch ihre Lage zueinander ein Gesamtbild. Ein wilder Verband kann als Freigeist unter den Legeverbänden bezeichnet werden. Die Breite seiner Bahnen ist die einzige Konstante. Versätze entstehen aus einem gewollten oder zufälligen Verlegen. Das Legebild auf dem Boden fordert Aufmerksamkeit vom Betrachter – und bekommt sie normalerweise auch.

Wie der Name zustande kommt

Die Verlegeart protzt ein wenig mit ihrem Namen. In diesem Muster entstehen in der Grundstruktur gleichmäßig breite Fliesenbahnen. Wild sind die Versätze zu den benachbarten Bahnen. Jede Versatzdistanz, außer die einer Kreuzfuge, ist möglich. Die Optik erinnert an einen mit Holz beplankten Schiffsboden. Ästhetisch und optisch zählt ein wilder Verband zu den dominanteren und unruhigeren Varianten. Bei Ihrer Entscheidung für dieses Verlegemuster sollten Sie Ihren Einrichtungs- und Wohnstil in Gesamtheit betrachten. Die Versätze variieren, was durch unterschiedlich lange Ansatzstücke in jeder Reihe erreicht wird. Oft kehrt allerdings auf der restlichen Strecke eine sich wiederholende Bodenfliese mit identischer Länge zurück. Es spricht auch nichts dagegen, zusätzliche verkürzte Teilstücke in der Bahn zu verteilen. Das wird besonders auf längeren Strecken interessant, um die Lebhaftigkeit des Verbands zu erhalten oder zu steigern.

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Wechselwirkungen mit der Art, Größe und Helligkeit des Raums

Vor dem Verlegen wird der Raum in Augenschein genommen. Für die spätere optische Wirkung wird bestimmt, in welche Richtung die Bahnen ausgerichtet werden. Quer verlegt verbreitert die Bodenfliese den Raum. Ein wilder Verband vergrößert die Raumwirkung. Durch die Anpassung der Breite von Fliesenbahnen lässt sich der Effekt zusätzlich regulieren. Je geringer der Kontrast von Fliesen und Fugen gewählt wird, desto zurückhaltender prägt der Boden den Raumcharakter. Generell gilt, wie bei anderen Legeverbänden, dass mit ansteigender Größe der Fliesen ein großzügigerer Raumeindruck entsteht. Werden die Bahnbreiten zu schmal, kann schnell der Eindruck eines misslungenen keramischen Stabparketts entstehen. Die Lage der Fenster setzt die Struktur unterschiedlich in Szene. Quer zum Lichteinfall fallen die Anordnung und die Fugensprünge stärker auf als mit längs ausgerichteten Bahnen.

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Vor- und Nachteile ändern sich mit der Perspektive des Betrachters

Beim Abwägen, ob dieses Verlegemuster Ihre Erwartungen erfüllt, sollten Sie das Für und Wider sorgsam betrachten. Die Vor- und Nachteile erstrecken sich sowohl auf optische als auch praktische Aspekte. Ob sich die Vorteile tatsächlich auszahlen und die Nachteile wirklich relevant sind, entscheiden Ihr persönlicher Geschmack und Ihre individuelle Situation.

Die wichtigsten Vorteile auf einen Blick:

Verschnitt: Beim Verlegen fällt tatsächlich weniger Verschnitt als bei jeder anderen Verlegeart an. Mit dem Reststück einer beendeten Bahn lässt sich einfach die nächste Bahn beginnen. Am Ende bleibt nach dem passenden Ablängen theoretisch nur das letzte überlange Stück übrig. So können Sie im Prinzip mit laufenden Metern der Fliesenbahnen kalkulieren. Für andere Verbände werden fünf bis zehn Prozent Verschnittreserve empfohlen. Bei wilden Verbänden reichen drei bis fünf Prozent aus.

Abwechslung: Insbesondere bei auf Gemütlichkeit und Verspieltheit ausgelegten Wohnstilen leistet die gewollte Imperfektion der Versätze einen unterstützenden Beitrag.

Folgende Eigenschaften werden als Nachteile wahrgenommen:

Überfrachtung: Die Unregelmäßigkeit kann in Kombination mit sehr „bunter“ Einrichtung und vielen Wohnaccessoires zu atmosphärischer Unruhe führen. Verstärkt wird das durch Bordüren und Einleger, die den sowieso schon unruhigen Boden hektisch machen.

Disharmonische Übergänge: Sehr ausdrucksstarke Texturen können zu ungewollt „abgehackten“ Übergängen führen. Das können Sie beim Verlegen durch Vorsortierung abmildern.

Welche Farben, Fugen und Texturen passen zu der lebhaften Bodenfliese?

Ein wilder Verband als Verlegemuster bietet sich für Produkte aus Feinsteinzeug und Naturstein an. In den letzten Jahren zeigt sich ein Trend zur Bodenfliese in Holzoptik. Die optische Verwandtschaft zum Dielenboden oder zu Schiffsplanken ist unübersehbar. Generell gilt, dass ein wilder Verband mit unregelmäßigem Versatz durch zunehmend ausdrucksstarke Texturen immer mehr Lebhaftigkeit bis hin zu Dominanz entwickelt. Hat eine Fliese einen Farbverlauf oder geometrische Strukturen, kann Disharmonie und Überfrachtung entstehen. Je weniger ausgeprägt Texturen sind, wie zum Beispiel bei Feinsteinzeug Fliesen, desto weniger fällt der unregelmäßige Versatz auf. Hellere Farbtöne haben gegenüber dunkleren Tönen den gleichen Effekt. Wird jede Fliese durch eine kontrastreiche und/oder breite Fuge betont, fällt das „wild“ im Verband stärker auf.

Noem Gres Bergamo Bodenfliese Holzoptik Rost matt 30x121 cm rekt. R9

Wie werden die Fliesen verlegt und störende Versätze erkannt?

Beim Verlegen herrscht bei der praktischen Umsetzung dieser Verlegeart künstlerische Freiheit. Es kann sowohl mit einer Fliese in Normalgröße als auch mit einem Teilstück begonnen werden. Die erste Bahn wird an einer Raumecke angesetzt und mit Normstücken bis zur gegenüberliegenden Wand aufgefüllt. Das letzte Teilstück wird abgelängt und das abgeschnittene Reststück bildet den Ansatz der folgenden Fliesenbahn. In den meisten Fällen werden Bahnen gleicher Breite raumweit verlegt, aber auch abwechselnde Breiten können ein zusätzliches Stilmittel sein.  Beim Verlegen des wilden Verbandes sind zwei möglicherweise entstehende Versatzoptiken zu beachten:

  1. Die Fuge der neuen Bahn trifft exakt oder fast exakt auf die Fuge der vorherigen Bahn. So entsteht eine Kreuzfuge, die sich im wilden Verband als unpassend und unschön zeigt.
  2. In dieser Verlegeart können zufällig „Stufenstrukturen“ entstehen, wenn die Fugen der Versätze über mehrere Bahnen wie eine Treppe aufeinanderfolgen. Ein Teilstück einer Fliese unterbricht diese Treppe.
Fliesen-verlegen
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Welche Breite sollten die Fliesenbahnen und Fugen haben?

Wie jedes Verlegemuster wirkt ein wilder Verband in der Summe auch durch die Größe seiner Teile. Kleine Räume gewinnen durch große Fliesen Weitläufigkeit. Breiten unter zwanzig Zentimeter sind nicht zu empfehlen. In Räumen mit Grundflächen zwischen fünfzehn und dreißig Quadratmetern stellen dreißig Zentimeter ein beliebtes Maß dar. In größeren Bereichen oder Räumen kann ein wilder Verband auch eine deutlich größere Bahnbreite haben.

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Zu welchem Wohnstil passt der wilde Verband?

Wenn ein Verband als wild bezeichnet wird, rührt der Ursprung der Bezeichnung aus den Einschätzungen und den Erfahrungen mit der Verlegeart her. Da Geschmäcker bekannterweise schwer pauschalisiert werden können, lassen sich folgende Zuordnungen nur als grobe Orientierungshilfen verstehen.

  • Wilder Verband passt zu maritimen und mediterranem Stil und zum Landhausstil.
  • Wilder Verband passt bedingt zum skandinavischen Stil, zu Retro, Shabby Chic und zu Vintage
  • Wilder Verband passt weniger zu zeitloser Eleganz, zu Industrial Style, zum Boheme-Stil, zum Kolonialstil, zum Minimalismus und überhaupt nicht zu jeder Art von Purismus.